Das Geldsäckel, um genau zu sein. Zwar legt Tikaovic rein sportlich einen Saisonstart hin, der sich sehen lassen kann: Division 5:12 der Final League führt man nach vier Spieltagen niederlagenfrei an und im Pokal wurde der erste Gegner zweimal mit 6:0 demontiert. Die Inkontinenz des Sparstrumpfs, aus dem das Geld strömt wie aus einer BP-Pipeline, bereitet dagegen Sorgen. Seitdem amerikanische Forscher herausgefunden haben, dass Training leistungssteigernd wirkt, wird dafür wöchentlich mehr ausgegeben, als durch die bescheidenen Zugaben unserer geizigen Sponsoren hinzuverdient werden kann.
Der Unterschied ist nicht groß. Jede Saison gehen vielleicht ein paar hunderttausend econs verloren, gerade wenig genug, um die sich anbahnende Problematik jahrelang ignorieren zu können, indem man einfach von den vorhandenen Reserven zehrt. Doch die Vogel-Strauß-Taktik hat wider erwarten einen Haken, denn inzwischen zeichnen sich die vorhandenen Reserven durch einen immer eklatanter werdenden Mangel an Vorhandenheit aus. Noch zwei, drei Wochen, und den zwölf Präsidenten der Tikaovicer Finanzabteilung, die sich über zwei Stadtviertel erstreckt (ein Stadthalbe sozusagen), werden die Monokel in die Champagnergläser fallen, wenn sie feststellen müssen, dass nur noch sechsstellige Summen an Geldreserven verbleiben. Nichts, womit ein Fußballverein, der etwas auf sich hält, groß was anfangen könnte.
Natürlich liegt die Lösung des Problems auf der Hand. Sie ist sogar so offensichtlich, dass der Arbeitsalltag der Tikaovicangestellten heute größtenteils daraus besteht, aktiv woanders hinzuschauen. Doch irgendwann hilft alles leugnen nichts mehr, irgendwann muss man den Tatsachen ins Gesicht sehen und sagen, "Hallo, Tatsache, wie wär's mit einem Facelifting?", was in diesem speziellen Fall bedeutet, will man ihn denn so gesondert betrachten, dass man, nun ja, ähm, also es bestünde natürlich die Möglichkeit, regelmäßige Pressemitteilung zu verfassen, um den Sonderbonus abzugreifen, der die Verluste vermutlich schon mehr als kompensieren könnte. So, jetzt ist es raus.
Seit Jahren weigert sich Manager C4 standhaft, dem PM-Druck nachzugeben, blödsinnige Zweizeiler rauszurotzen, die keine Sau interessieren, bloß um den Pressebonus abzustauben. Solange keine einigermaßen brauchbaren Ideen für Pressemitteilungen vorhanden waren, oder es an Zeit und Lust gebrach, wurden eben keine veröffentlicht. Auf unzählige Millionen wurde bisher verzichtet, stattdessen musste eben an anderer Stelle gespart werden, Zurückhaltung auf dem Transfermarkt wurde geübt und die Jugendabteilungen abgeschossen. Jawohl, lieber die Jugend darben und Talente verrotten lassen als über den eigenen Schatten zu springen, so lautete immer unser Motto.
Doch monetär pressiert's, also sind diese Zeiten jetzt vorbei! Ab sofort werden wöchentliche gebt-mir-meinen-Pressebonus-Mitteilungen verfasst, aber nicht irgendwelche, sondern Mitteilungen von solch schauderlicher Scheußlichkeit, von solch deprimierender Inhaltsleere, dass der Leser in Tränen ausbrechen und die Sinnlosigkeit allen Seins lamentieren soll! Groteske Entartungen, die allem Hohn sprechen, was der gesunde Menschenverstand bisher für "Pressearbeit" gehalten hat, damit wollen wir uns die Taschen füllen, und wir werden lachen, LACHEN WERDEN WIR DABEI UND ...
Nachtrag: Aufgrund unüberbrückbarer Differenzen hat sich Tikaovic in beiderseitigem Einvernehmen von seiner Presseabteilung (drei Stadtviertel) getrennt. Bewerbungen interessierter Stadtdreiviertel, die bereit wären, diese Aufgabe für geringen Lohn zu übernehmen, werden ab sofort angenommen.
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